Dynamische Notbeleuchtung:
Wenn Fluchtwege mitdenken
Im Bereich der Gebäudesicherheit gibt es Verfahren, die noch nicht flächendeckend eingesetzt werden, aber enormes Potenzial haben. Eines davon ist die dynamische Notbeleuchtung. Sie ermöglicht es, Fluchtwege im Ereignisfall flexibel zu führen und gezielt anzupassen – ein Ansatz, der besonders im Bestand neue Möglichkeiten schafft.
Zum ersten Mal durften wir eine dynamische Notbeleuchtung gemeinsam mit AWAG Elektrotechnik AG planen und umsetzen. In diesem Blogbeitrag geben wir einen Einblick in diese besondere Umsetzung und zeigen, wie flexibel Fluchtwegführung heute sein kann.
30.10.2025

Neue Wege im Ereignisfall
Bei klassischen Rettungszeichenleuchten ist der Fluchtweg fix definiert – unabhängig davon, wo ein Brand ausbricht. Wird der gekennzeichnete Hauptweg durch ein Feuer blockiert, sind Alternativen oft nur schwer oder gar nicht realisierbar.
Hier setzt die dynamische Notbeleuchtung an: Die Leuchten werden direkt über den Brandfallbaustein der Brandmeldeanlage angesteuert. Im Ereignisfall kann die Fluchtrichtung situativ angepasst werden. Je nach Lage des Brandherds weist die Anlage automatisch einen alternativen Weg aus.
Bemerkenswert dabei: Es braucht keine Spezialanlagen. Eine Standard-Notlichtzentrale reicht aus – entscheidend ist die intelligente Steuerung und die präzise Anbindung an die Brandmeldeanlage.
Zusammenarbeit mit Behörden als Schlüssel
Gerade in Bestandesbauten sind Fluchtwege häufig begrenzt oder nicht vollständig regelkonform umsetzbar. In diesem Fall wurde in enger Abstimmung mit den zuständigen Behörden ein Konzept entwickelt, das die dynamische Notbeleuchtung als Ersatzmassnahme zulässt.
Wenn der Hauptfluchtweg durch das Erdgeschoss aufgrund eines Brandes nicht mehr nutzbar ist, signalisiert die Anlage automatisch einen alternativen Fluchtweg. Sollte auch dieser betroffen sein, wird ein dritter Weg hinterlegt und aktiviert. So bleibt die Evakuation auch bei komplexen Ereignisszenarien gewährleistet.
Die frühzeitige Einbindung der Behörden war ein zentraler Erfolgsfaktor: Nur durch abgestimmte Planung und klare Nachweise der Funktionssicherheit konnte die Lösung bewilligt und umgesetzt werden.

Mehr Sicherheit ohne grosse Umbauten
In bestehenden Gebäuden lassen sich klassische Fluchtwegkonzepte oft nur mit umfangreichen baulichen Massnahmen realisieren – was zeit- und kostenintensiv ist. Die dynamische Notbeleuchtung bietet hier eine praxistaugliche Alternative: Sie erhöht die Sicherheit, ohne die Gebäudestruktur aufwendig verändern zu müssen.
Zudem ist die Lösung flexibel erweiterbar. Änderungen in der Gebäudenutzung oder bei der Brandfallsteuerung lassen sich über die Signalisation anpassen, ohne dass grössere Umbauten notwendig sind.
Fazit: Realistische Lösung für komplexe Situationen
Dynamische Notbeleuchtung ersetzt keine baulich korrekten Fluchtwege bei Neubauten. Sie bietet jedoch eine wirksame Ersatzmassnahme für Bestandesbauten, in denen konventionelle Lösungen an Grenzen stossen.
Auch wenn diese Technologie heute noch nicht weit verbreitet ist, zeigt das Projekt: Sie kann dort, wo herkömmliche Fluchtwegkonzepte nicht ausreichen, einen entscheidenden Beitrag zur Sicherheit leisten. Das Licht zeigt nicht nur den Weg – es wählt ihn aktiv mit.